Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:
Bin ich eine schlechte Freundin, weil ich “nie” Zeit habe? (Asking for a friend.)
Binge-Alarm: Was taugt die neue Serie “Expats” mit Nicole Kidman?
Smalltalk-Repertoire: Alle total “delulu” und Start der Berliner Modewoche
Preview auf das neue Interview in der VIP Community: Wie setze ich mir Ziele im Leben – ohne in Stress zu geraten? Inken Ross, systemischer Coach, teilt die besten Tipps, um Vorhaben WIRKLICH in die Tat umzusetzen
Viel Spaß beim Lesen!
Gif by therokuchannel on Giphy
Kennt Ihr diese Memes, in denen Freundschaften unter Erwachsenen auf die Schippe genommen werden?
So oder so ähnlich wird das Phänomen veräppelt, dass man sich ständig fragt, warum man Freundin xy jetzt schon wieder sechs Monate lang nicht gesehen hat.
Ich bin 33 und damit in einem etwas nervigen Alter, in dem die Lebensentwürfe im Freundeskreis gerade beginnen nicht mehr synchron zu verlaufen.
Manche haben kleine Kinder und deshalb nie Zeit. Andere, so wie ich, laden sich beruflich unheimlich viel auf und sind deshalb immer busy. Wieder andere plagen sich mit den Herausforderungen des Dating Lebens herum und verplanen ihre Freizeit dafür strategisch. Und dann gibt’s noch die, die nach den ersten +- zehn Jahren Berufsleben ihr erstes Sabbatical einlegen und in insert coole Expat-Location here* überhaupt nicht mehr zu erreichen sind.
Überspitzt gesagt: Niemand hat mehr Zeit für irgendwas. In meinem Leben vergeht aktuell keine Woche, in der ich nicht sonntags mit einem schlechten Gewissen daran denke, dass ich ein Treffen wieder absagen musste, weil mir ein Freelance-Notfall dazwischengekommen ist. Oder dass ich es nicht geschafft habe, Zeit für ein längeres Telefonat freizuschaufeln. Oder dass ein Geburtstagsgeschenk seit vier Monaten bei mir zu Hause rumliegt, weil ich die Party zum Geburtstag verpasst habe.
Womit wir wieder beim Thema Social Media wären: Ich tendiere dazu, in solchen Fällen wenigstens eine kurze Whatsapp oder Sprachnachricht zu schicken oder halt ein witziges Meme, das mich an die jeweilige Freundin erinnert. “Ich hab‘ grad an dich gedacht”, ist die Message, die ich mitversende. Der Subtext aber lautet: “Mehr Zeit als 30 Sekunden hab‘ ich aber nicht für dich”.
Ich frage mich, wie man das ändern kann.
Schließlich ist es relativ unwahrscheinlich, dass wir alle bald sehr viel mehr Zeit zur freien Verfügung haben werden, um wieder Nachmittage lang in Cafés rumzuhängen, täglich 243 Sprachnachrichten mit allen Freundinnen aus allen Lebensabschnitten auszutauschen oder am Freitagabend gemeinsam ins Wochenende zu starten und montagmorgens völlig zerstört irgendwo wieder aufzutauchen.
So richtig glaube ich deshalb nicht daran, dass “sich mehr Zeit für Freunde nehmen” der lapidare Vorsatz ist, der wirklich dazu führt, dass Freundschaften wieder intensiver gepflegt werden können (mehr zu guten und nicht so guten Vorsätzen lest Ihr weiter unten im Newsletter, aber das nur nebenbei). “Mehr Zeit” kann man nicht herzaubern, und überhaupt ist “mehr Zeit” ist für mich keine Kategorie, die zwangsläufig zu besseren Beziehungen beiträgt. Es bringt doch nichts, den gemeinsamen Kaffee noch in eine übervolle Woche zu quetschen, obwohl man eigentlich überhaupt keine Kapazitäten hat, sich richtig auf die Themen der anderen Person einzulassen.
Was also tun, um erwachsene Freundschaften so zu gestalten, dass sie sich nicht auf den Insta-Austausch beschränken – aber eben auch nicht für zusätzlichen Stress und schlechtes Gewissen im Alltag sorgen?
Ich habe keine Lösung für das Dilemma, ich kann nur teilen, wie ich das Thema gerade sehe (mich interessiert bei diesem Thema Eure Meinung sehr, schreibt mir daher gern, zum Beispiel, in dem Ihr einfach auf diese Mail antwortet).
Zu einer guten Freundschaft gehört für mich, dass man Verständnis für die Lebenssituation der Freunde aufbringt. Zum Beispiel dafür, dass die Freundin mit dem Baby natürlich nicht so flexibel ist und auf einen schnellen Kaffee durch die halbe Stadt gurken kann oder dass Selbstständige wie ich halt auch am Wochenende mal arbeiten müssen. Wenn man das so sieht, bleibt nichts anderes übrig, als die Freundschaft ans Leben anzupassen – nicht an die Vorstellung dessen, was man für eine “gute” Freundschaft hält.
Vielleicht hat man nicht mehr die Zeit, sich täglich minutenlange Sprachnachrichten-Podcasts zu schicken, anzuhören und adäquat auf jedes kleine Lebensvorkommnis zu reagieren – vielleicht hat man dafür aber die Möglichkeit, einmal im Jahr ein gemeinsames Wochenende zu verbringen, um sich mal richtig in der Tiefe alles zu erzählen, was im Leben gerade so los ist (das mache ich zum Beispiel mit einer sehr guten Freundin, die nicht in Berlin lebt).
Oder man trifft sich mit jungen Eltern eben nicht mehr in der Lieblingsbar, sondern zum Spaziergang mit Kinderwagen (und hakt dabei eine Fitnesseinheit ab).
Oder, und das versuche ich gerade öfter zu machen, man bringt Freunde, die sich noch nicht mal untereinander besonders gut kennen müssen, in etwas größerer Runde zusammen, statt mit jeder Freundin mühsam über Wochen Einzeltermine zu verabreden, die dann doch wieder unter den Tisch fallen.
Und jetzt beende ich diesen Text. Ich will noch eine Freundin anrufen!
Smalltalk-Repertoire
Seid ihr auch manchmal “delulu”? Das ist cuter Internet-Slang für “delusional”, was auf Deutsch so viel heißt wie wahnhaft. Was auf Social Media unter “delulu” läuft, meint Spinnereien, die wenig bis gar nichts mit der Realität zu tun haben. Ich finde: Ohne Träume wär das Leben ganz schön langweilig – in diesem Sinne: May all your delulu come trululu.
Viel Aufregung um möglicherweise gekaufte Follower auf Linkedin: Lara Sophie Bothur ist “Corporate Influencerin”, das heißt, sie postet über ihr Berufsleben bei Deloitte. Inzwischen folgen der 27-Jährigen über 200.000 Menschen auf der Karriere-Plattform, wo sie inzwischen zu den “Top Voices” gehört. Das rasante Wachstum ihres Profils lässt nun aber Zweifel aufkommen, ob der virale Erfolg nicht auf gekaufte Bots und Reichweite zurückzuführen ist. Deloitte dementiert.
Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt
📺 Nicole Kidman spielt (mal wieder) eine reiche Frau mit schwerem Schicksal: In “Expats” muss sie als amerikanische Auswanderin Margret in Hongkong den Verlust ihres Kindes verarbeiten. Frauen zwischen Chaos und Katastrophe: Die erste Folge der Amazon Prime-Serie ist wirr und gleichzeitig lahm – danach wird’s viel besser. Vor allem die Klassenunterschiede zwischen Expats und ihren Angestellten sind unangenehm, aber sehr gut beobachtet. Hier geht’s zum Trailer.
📰 In Berlin startet morgen die Fashion Week (5.-8. Februar): Die gibt’s noch? Ja, und die Modewoche in der Hauptstadt will sich neu erfinden: jung, unangepasst und edgy will man sein, schreibt etwa der “Tagesspiegel” – so wie die Berliner Labels Lotta Ludwigson (kompostierbare Businessmode für Frauen) oder Marina Hoermanseder (Jeremy Scott für Mädchen). Für alle Modefans: Hier findet Ihr Events, die man ohne Einladung besuchen kann.
VIP Preview: Wie setze ich mir Ziele im Leben – ohne in Stress zu geraten?
Die besten Tipps, um Vorhaben WIRKLICH in die Tat umzusetzen: Interview mit systemischem Coach Inken Ross
Wie schaffe ich es, mir im Leben Ziele zu setzen, die realistisch sind, die mich fordern, aber keine überhöhten Ansprüche darstellen, die mich nachts wachliegen lassen? Und wie kann ich besser damit umgehen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich mir das vorgestellt habe?
Diese Fragen beantwortet im neuen VIP Dossier Inken Ross. Inken ist systemischer Coach – einer der wenigen, denen ich vertraue, unter anderem, weil sie klipp und klar sagt: Coaching ist keine Therapie! Inken hat mit ihrem Mann Arlow Pieniak das Hamburger Fitness-und Gesundheitszentrum Work It Training Hamburg gegründet, zusammen haben die beiden zudem den Podcast “Was dich bewegt”, in dem es um alle Themen auf der Bandbreite zwischen Krafttraining, gesellschaftlichen Idealen und Selbstbildern geht. Inken ist also genau die richtige Ansprechpartnerin fürs Thema: stressfreie Zielsetzung!
Inken Ross fotografiert von Felix Matthies
Liebe Inken, sag mal ehrlich: Wie viele Kund:innen kommen im Januar zu dir und wollen ihr Leben einmal komplett auf links drehen?
Inken Ross: Das ginge rein organisatorisch gar nicht, dass ich alle ins Coaching aufnehmen könnte! (lacht) Nein, im Ernst: Der Jahresbeginn ist natürlich die Zeit, in der sich viele Menschen fragen: Worum geht es mir im Leben wirklich? Wie kann ich ein erfülltes und glückliches Leben führen? Diese Fragen beantworten wir im Alltag mal tiefergehend, mal oberflächlicher, aber meist nur mit ungefähr fünf Prozent unseres Bewusstseins.
Im Coaching gebe ich Hilfestellung, mehr unbewusste Anteile an der eigenen Perspektive aufs Leben und auf sich selbst wahrzunehmen. Wichtig ist mir, den Unterschied zwischen einer Therapie und einem Coaching-Angebot zu erklären: Eine Therapie heilt, ein Coaching ist Anliegen-orientiert – das heißt, es gibt eine klar formulierte Fragestellung, die im Coaching gelöst werden soll.
Wie könnte so ein Anliegen formuliert sein?
Zum Beispiel so: “Mein Leben ist schon in Ordnung, aber ich habe das Gefühl, nicht weiterzukommen. Ich stoße immer an die gleichen Grenzen, drehe mich im Kreis, ich habe das Gefühl, nicht 100 Prozent ich selbst zu sein. Und das stresst mich.”
Wie sieht der erste Schritt aus, um dem Gehirn auf die Sprünge zu helfen, ein Anliegen zu lösen, zum Beispiel, konkrete Ziele zu formulieren – und zwar mit mehr als fünf Prozent Bewusstsein?
Ich rate immer dazu, einfach mal aufzumalen, wie man sich die Lösung vorstellen könnte. Wie sieht man sich zum Beispiel selbst am Ende des Jahres, was macht man und mit wem, wie fühlt man sich dabei? Es ist oft erstaunlich, auf welche Gedanken man auf diese Weise kommt.
Wenn es um konkrete Entscheidungen geht, kann es helfen, eine klassische Pro-Contra-Liste anzulegen. Das liegt einfach daran, dass unser Gehirn im Funktionsmodus immer nur zwischen zwei Optionen entscheiden kann. Gerade, wenn es um persönliche Zielsetzungen geht, ist das Gehirn von zu vielen Möglichkeiten oft überfordert.
Nehmen wir mal an, ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, was ich am Ende des Jahres 2024 erreicht haben möchte. Wie schaffe ich es jetzt, diese Vorstellung in konkrete Ziele zu übersetzen, die realistisch sind?
Es ist sehr wichtig, jedes Ziel einem Wert zuzuordnen, der uns wichtig ist. Mit einigen dieser Werte wachsen wir auf, andere kommen im Laufe des Lebens dazu, es lohnt sich in jedem Fall, immer mal wieder zu schauen: Was ist mir selbst wirklich wichtig?
Im nächsten Schritt kann man dann zur Zielsetzung zurückkehren und fragen: WARUM will ich dieses Ziel überhaupt erreichen? Warum will ich abnehmen, mehr Sport machen, die Beförderung erreichen, mein eigenes Business aufziehen, was auch immer? Nur, wenn ein Ziel mit einem inneren Wert gekoppelt ist, wird es mit Leben gefüllt und wird zu mehr als einer To-do-Liste, die abgehakt werden muss. Man wird dann nicht mehr so schnell an der Logik und der Sinnhaftigkeit dessen, was man sich vorgenommen hat, zweifeln.
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