Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:
Meinung: “Barbie”, die Oscars und die Frage, warum “Frauen-Unterhaltung” immer so abgesnobbt wird
Smalltalk-Repertoire: Mob-Wife-Ära, der Unterschied zwischen Selbstliebe und Narzissmus und ein Test, der zeigt, ob Eure Beziehung was taugt
Konsumopfer-Wishlist: Putz-Routine in glamourös feat. Diptyque
Viel Spaß beim Lesen!
Brief von Julia
Gif by warnerbrosde on Giphy
“Hallo Frau Hackober, ich erkläre Ihnen jetzt, warum Sie völlig falsch liegen”: So oder so ähnlich begannen viele der Mails, die mich diese Woche zu einem Kommentar erreichten, den ich für den “Stern” geschrieben habe.
Es geht darin um die Oscar-Nominierungen und darum, wie seltsam es wirkt, dass ausgerechnet die beiden prägenden “Barbie”-Macherinnen, Regisseurin Greta Gerwig und Margot Robbie, keine Nominierungen für ihre Einzelleistungen erhalten haben. “Barbie” ist zwar als bester Film nominiert, ebenso erhielten America Ferreira und Ryan Gosling Nominierungen für ihre Nebenrollen, dazu gab’s Nominierungen für die Kostüme und das Drehbuch; aber ausgerechnet die beiden Frauen, die den ganzen Film ersonnen, erdacht und zum größten popkulturellen Phänomen 2023 gemacht haben, gehen bei den Oscars 2024 leer aus.
Mich hat diese Entscheidung der Oscar-Academy extrem genervt. Nicht, weil ich der Meinung bin, andere der nun Nominierten hätten die Auszeichnung weniger verdient (na gut, bis auf Christopher Nolan, “Oppenheimer” fand ich wirklich so langweilig, historisch ungenau und nach seiner immer gleichen Bombast-Masche inszeniert, dass ich nicht verstehe, wieso es dafür große Auszeichnungen geben soll).
Auch nicht, weil ich ein Hardcore-Barbie-Fan bin, der bei diesem Thema nicht mehr klar sehen kann, wie mir von einigen Dieters und Walters in ihren, ähm, freundlichen Leser-Mails unterstellt wurde, s. oben. (Und ja, es sind in 99 Prozent der Fälle Männer mit Boomer-Namen, die solche Mails schreiben.)
Und wirklich auch nicht, weil ich nicht ans “Leistungsprinzip” glaube, wie die “Welt” schrieb – die Oscar-Vergabe ist nie objektiv, was auch an der Jury-Zusammensetzung liegt: In den meisten Kategorien stimmen Menschen über die Nominierungen und Auszeichnungen ab, die für ihre eigenen Leistungen im jeweiligen Bereich bekannt sind – in der Kategorie “Beste Regie” zum Beispiel Regisseure, die allermeisten davon Männer. Mehr muss man dazu wohl gar nicht sagen.
Mir geht es weniger darum, wer am Ende tatsächlich einen Oscar bekommt und ob diese Entscheidung gerechtfertigt ist (auch wenn es natürlich viel Spaß macht, darüber zu diskutieren!).
Mich nervt vor allem die Vorhersehbarkeit, mit der Frauen, die sich mit viel Einfallsreichtum und Engagement daran gemacht haben, endlich mal FREUDE ins Kino zu bringen, in die zweite Reihe gestellt wurden. Nichts anderes bedeutet es, wenn “Barbie” als Film ja offenbar durchaus als Oscar-würdig angesehen wird, aber eben die signifikantesten Einzelleistungen ignoriert werden.
Es ist einfach typisch, dass das ausgerechnet zwei Frauen passiert. Vielleicht kennt Ihr das selbst aus dem Arbeitsleben: Wenn man als Frau eine super Idee hatte, heißt es hinterher gern – “jaja, tolle Team-Leistung, mega Ergebnis”. Aber das ist eben nicht das Gleiche wie zu sagen: “Dieser Erfolg ist der Verdienst von XY.”
Warum das in diesem Fall besonders wichtig gewesen wäre? Um zu zeigen, dass auch kunstvolle Heiterkeit die Anerkennung bekommen kann, die sie verdient – gerade, wenn sie von Frauen kommt. In einem Interview sprach Margot Robbie einmal darüber, wie mühsam es war, Hollywoods Studiobosse vom Barbie-Projekt zu überzeugen, zumindest in der Form, wie sie ihr und Greta Gerwig vorschwebte. Männer würden nicht in diesen Film gehen, hieß es, Robbie antwortete: Doch, wenn der Film GUT ist, werden sich den auch Männer ansehen.
Margot Robbie war eben klar: Wenn Frauen Entertainment machen, müssen sie sich immer mehr anstrengen, besser sein als Männer. Zumindest, wenn sie in ihrem eigenen künstlerischen Anspruch anerkannt werden wollen. Es ist einfach schwierig, mit “leichter” und womöglich noch “FRAUEN”-Unterhaltung einen Kritiker-Blumentopf zu gewinnen. Ich glaube, alle Frauen, die in kreativen Berufen arbeiten und die, sagen wir, eher dem heiteren Fach zugeneigt sind, werden das nachfühlen können.
Vielleicht konnten Sandra Hüller und Emma Roberts wirklich die größere schauspielerische Bandbreite in ihren nominierten Filmen zeigen, wie die “taz” schreibt, und haben deshalb einen Oscar eher verdient als Margot Robbie.
Ich finde aber, dass diese Sichtweise sehr in alte Klischees dessen spielt, wie eine Künstlerin zu sein hat. Aber noch mal: Es ging diese Woche ja erst mal nur um die Nominierungen. Ich bin der Meinung, dass schon ganz schön viel dazu gehört, sich hinzustellen und zu sagen: Ich bin jetzt Barbie! Und spiele diese Rolle, mit allem, was ich habe und kann.
Ganz ehrlich, wer im Kino keine gute Laune bekommen hat, wenn Margot Robbie ihr strahlendstes Barbie-Lächeln aufgesetzt hat, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Und ist diese Fähigkeit, die Leute zum Lachen zu bringen, sie sogar vielleicht für einen Moment mit einem sanfteren Blick auf ihr eigenes Leben blicken zu lassen, nicht auch preiswürdig?
JUST ASKING. Aber was weiß ich schon. So als Frau.
Smalltalk-Repertoire
Bist du schon in deiner “Mob Wife”-Ära angelangt? Das Modejahr 2024 startet maximalistisch – auf TikTok (wo sonst) wird aktuell zumindest der Mafia-Frauen-Look (= “mob wife”) mit viel Bling, (Fake-)Pelz und gaaanz viel Kajal gefeiert. “House of Gucci” meets Kardashian plus eine Dosis Lana del Rey, so in diese Richtung. Ich wusste ja, dass der Hype um “Quiet Luxury” aka. beige-blaue Langeweile nicht lange vorhalten würde… Hier und hier erfahrt Ihr mehr über den “Trend”.
“Ist es noch Selbstliebe oder schon Narzissmus?” So heißt das aktuelle Buch von Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki. Als eine der ersten deutschen Wissenschaftlerinnen beschäftigt sie sich mit dem Thema Narzissmus bei Frauen. Im Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” erklärt sie, warum sich Narzissmus bei Frauen und Männern unterschiedlich äußert: “Der weibliche Narzissmus ist hauptsächlich im Gefühl von Minderwertigkeit verwurzelt, der männliche im Gefühl der Grandiosität”. Hier geht’s zum Interview und hier zum Buch.
Wie Ihr mit dem “orange peel test” zielsicher einen Beziehungsstreit vom Zaun brechen könnt: In den sozialen Netzwerken geht gerade ein “Beziehungstest” viral – wenn der/die significant other eine Orange für einen schält, also bereit ist, nervige Kleinigkeiten im Alltag zu übernehmen, dann taugt die Liebe was. Könnt Ihr ja mal ausprobieren. Auf eigene Verantwortung!
Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt
📺 Was würde Cristóbal Balenciaga wohl zu den Mega-Crocs sagen, die heute unter seinem Namen verkauft werden? Ein neues Disney+-Biopic erzählt die Lebensgeschichte des Couturiers, der 1937 von Spanien nach Paris kam, dort mit Coco Chanel, später mit Christian Dior konkurrierte und 1971 starb. Hier geht’s zum Trailer.
📺 Gegen das Vergessen: Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz von der Roten Armee befreit; zum Gedenken an die Opfer des Holocausts hat 3Sat eine Sammlung von Spielfilmen und Dokumentationen zusammengestellt, darunter “Die Kinder von Vintermere” und Egon Monks “Ein Tag – Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939.”
🧠 Ein Business-Newsletter, den ich gerade richtig gern lese: “The Working Woman” von Maria Spilka. Kein New-Work-Geschwafel, keine “Du wirst keine Rente haben!!”-Angstmacherei, dafür super kuratierte Wirtschaftsgeschichten aus verschiedensten Branchen. Plus: sinnvolle, praxisorientierte Karriere-Hacks.
The Working Woman
Der Newsletter mit Business News, Karriere- und Finanztipps. Für die Leaderinnen von morgen.
🦚 In eigener Sache: Ich hab das erste Interview über Sunday Delight gegeben – Balsam für meine Solopreneur-Seele! Mit Yvonne Kollosche vom Freelancer:innen-Netzwerk Ivy Collective habe ich über die Entstehungsgeschichte des Newsletters gesprochen und von meinen Zukunftsplänen erzählt. Hier lest Ihr mehr.
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Und auf der Konsumopfer-Wishlist? Fancy Haushalts-Wunder von Diptyque
Nie, nie, nie hätte ich gedacht, dass ich mich mal für Haushaltsprodukte erwärmen könnte – bis ich die “Interieur-Pflege” von Diptyque testen konnte (yes, so nennt man Reinigungsmittel in bohemièn). Die Putzmittel und Raumsprays aus der La Droguerie-Serie sind sowas wie der ultimative Alltagsluxus: Es geht auch ohne, natürlich – aber wenn man einmal die edlen braunen Flakons in der Küche stehen hat und nach dem Kochen nonchalant einen frischen Hauch von Basilikum und Minze in der Küche versprüht, dann schnuppert man direkt am Gefühl, das Leben so richtig im Griff zu haben. Aaaah! Herrlich.
Meine Favoriten aus der La Droguerie-Serie von Diptyque (alle Produkte sind übrigens ecocert-zertifiziert und nachfüllbar):
Geschirrspülmittel mit Orangenduft (beim Abspülen kann man sich gedanklich kurz ins imaginierte Sommerhaus in der der Provence verabschieden)
Geruchsneutralisierendes Raumspray mit Basilikum (perfekt auch fürs Bad)
Duftkerze, die nach dem Kochen Essensgerüche mit Noten von Basilikum, Minze und Tomatenblättern vertreibt (super für alle, die, wie ich, offene Küchen nur mitteltoll finden)
Anti-Motten-Keramikanhänger für den Kleiderschrank (sieht wundervoll Oldschool-Landhaus-mäßig aus und duftet angenehm nach Zedernholz und Lavendel)
Über Diptyque: Die Marke wurde in den 1960er-Jahren von drei Freunden gegründet, die ihre Reisemitbringsel aus aller Welt in einer Art Kuriositätenkabinett in Paris verkauften – bis sie auf die Idee kamen, die Duftkerze als Designobjekt neu zu erfinden. “Was uns antrieb, war die Leidenschaft, die Fantasie, die kreative Arbeit und die Freude daran, etwas Authentisches zu erschaffen”, so sagte Co-Gründerin Christiane Montadre-Gautrot einmal über die Idee von Diptyque. Ein Zitat, das ich für die Arbeit an Sunday Delight genau so unterschreiben würde! 🙂
Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht! Wenn Dir der Newsletter gefällt, kannst Du meine Arbeit so unterstützen:
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