Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:
“Tatsächlich Liebe” wird 20 – kann man den Film noch ohne Fremdscham gucken?
Smalltalk-Repertoire: Wird Jeremy Fragrance endlich gecancelt und habt ihr Threads schon ausprobiert?
Binge-Alarm: Das Ende von “The Crown” und eine Doku über den Jugendwahn im Filmgeschäft
Bloß keine Weihnachtshektik – mit diesem Last-Minute-Geschenke-Guide
Viel Spaß beim Lesen!
Gif by maudit on Giphy
Achtung, ihr werdet euch gleich sehr alt fühlen: Der Christmas-Klassiker “Tatsächlich…Liebe” wird dieses Jahr 20 Jahre alt. Ich weiß, unglaublich, aber wahr! Zum Jubiläum hat die Liebeskomödie den Weg sogar zurück ins Kino gefunden (die Termine findet ihr hier).
Dabei ist der Film eigentlich nur mittelprächtig gealtert. 2003 wurden Frauen, die nicht Size Zero trugen, noch “chubby”, also pummelig genannt; unangebrachte Flirts zwischen Chef und Angestellter gehörten zum Betriebsklima offenbar dazu; und im Bechdel-Test (in wie vielen Filmszenen reden Frauen NICHT über Männer?) schneidet “Tatsächlich Liebe” katastrophal ab. Selbst Regisseur Richard Curtis geniert sich heute ein bisschen für den Film.
I still can’t believe an entire part of the Love Actually storyline was that Martine McCutcheon was the fat one? 2003 was rough
— Keira Gilleechi (@gilleechi)
Dec 9, 2021
Jahr für Jahr flammt im Internet daher die gleiche beliebte Weihnachtsdiskussion auf: Kann man den Film noch guten Gewissens oder zumindest ohne Fremdscham gucken?
Für mich gibt es drei Gründe, warum man sich „Tatsächlich… Liebe“ ruhig noch reinziehen kann, wenn einem nach weihnachtlichem Kitsch ist.
Erstens: Die Weihnachtsstimmung im Film haut einfach hin! Das eiskalte, wintersonnige London, Bill Nighy als verkrachter Schlagerstar, Dido und die Sugababes mit romantischem Nullerjahre-Soundtrack – noch ein, zwei Glühwein dazu und man ist in Stimmung. Baby i’m toooo lost in yooouuuu… (den Song habe ich 2003 SEHR gefühlt).
Zweitens: Das Vergleichsangebot ist eine Katastrophe. Wirklich, ich habe sämtliche Mediatheken und Streaming-Services nach coolen Weihnachtsfilmen durchforstet – nichts!
Auf Netflix musste ich bei “Weihnachten mal anders” (Trailer hier) abbrechen; eine norwegische Mutter reagiert SCHOCKIERT auf den indischen Freund ihrer Millennial-Tochter – das soll 2023er Wokeness-Maßstäben entsprechen??
Bei der ARD soll “Das Fest der Liebe” für Erheiterung sorgen (allerdings schämt man sich nur fremd, wenn Oliver Wnuk und Andrea Sawatzki Schwäbisch sprechen); und auf Amazon laufen ausschließlich grottige Hallmark-Movies (Handlung IMMER: amerikanisches Großstadt-Girl verliebt sich versehentlich in europäischen Prinzen).
Ganz ehrlich, da kann man auch zum x-ten Mal Hugh Grant beim Dance durch die Downing Street Nr. 10 zusehen…
Und drittens: Ich glaube, was “Tatsächlich Liebe” bei allen altersbedingten Peinlichkeiten zum letztlich unangefochtenen Klassiker macht, ist der Mut, eben NICHT jede Geschichte zum Happy End zu führen.
Emma Thompson muss als betrogene Ehefrau Weihnachten feiern und Laura Linneys unausgelebte Büro-Schwärmerei bleibt genau das. Das sind auch nach 20 Jahren noch schmerzhafte Szenen, die das Publikum aushalten muss. Ganz ehrlich, wann hat man das schon in einer romantischen Komödie?
Dabei lässt sich eben nicht alles im Leben in Wohlgefallen auflösen, und das ist vielleicht eine Message, die nicht wirklich in die Zeit von Insta-Affirmationen und “Mindset”-Coaches passt – die aber gerade an Weihnachten umso mehr Menschen gut nachfühlen können.
If you watch Die Hard straight after watching Love Actually, Alan Rickman will be punished for what he did to Emma Thompson.
— Hannah (@han_dall)
Dec 12, 2021
Ich werde den heutigen Sonntagabend jedenfalls mit “Tatsächlich Liebe” verbringen und nur bei den aller-cringe-igsten Szenen vorspulen (Keira Knightley und ihr Stalker). Und falls ihr noch Entdeckungen für richtig gut Weihnachtsunterhaltung macht, meldet euch unbedingt. Und jetzt viel Spaß mit dem restlichen Newsletter!
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Smalltalk-Repertoire
Konsequenzen für Jeremy Fragrance: Der umstrittene Influencer postete Fotos mit AfD-Politikern und Rechtsextremen, daraufhin nahm Sky die Doku über ihn aus dem Programm, Firmen wie Aldi Nord und der Heel-Verlag beendeten die Zusammenarbeit mit Fragrance. Der wiederum reagierte auf Instagram mit einem CDU-Schild und der Caption “ich stehe für Jesus Christus”; wenig später machte er schon wieder Werbung, diesmal für seine eigenen Düfte…
Alle Hintergründe erklärt Sally Lisa Starken in ihrem Podcast “Die Informantin”.
Ich frage mich, wie es mit Fragrance weitergehen wird, ob Marken und Medien ihn wegen seiner enormen Reichweite weiterhin als “Phänomen” verbuchen und über die Fotos als “Ausrutscher” hinwegsehen werden – oder ob bei Influencern doch mal wieder genauer hingeschaut wird, bevor man mit ihnen zusammenarbeitet oder sie auf Bühnen stellt? #fingerscrossed
Was ist Threads und was soll man da? Seit dieser Woche ist der neue Kurznachrichten-Dienst von Meta auch in Deutschland verfügbar – funktioniert ungefähr wie Twitter/X, ich hoffe, ohne den Hate. Ich hab’s mal ausprobiert (ihr auch?). Bisheriges Fazit: Ganz witzig, aber will man wirklich NOCH mehr Zeit am Handy verdaddeln? Lieber Newsletter lesen 🙂
Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt
📺 Die wirklich allerallerletzten Folgen von “The Crown”: Prinz William lernt K-Middy kennen und lieben und die Queen erklärt, warum niemand royale Normalität sehen will. Meine große Verabschiedung von “The Crown” lest ihr im aktuellen “Stern” oder online hier.
📺 Nur acht Prozent der Frauenrollen im deutschen TV sind über 50 Jahre alt: WTF – warum ist das so und wie kann man das ändern?! Tolle, wenn auch bedrückende Doku auf 3sat über den Jugendwahn im Fernsehgeschäft.
📚 Letztes Insta-Buch für dieses Jahr: “Cleopatra and Frankenstein” von Coco Mellors ist mir sehr oft in meinem Feed begegnet, jetzt habe ich mir den Roman* über ein ungleiches Paar endlich vorgenommen (sie ist Mitte 20 und mittellose Künstlerin, er in den 40ern und erfolgreicher Werber mit Alkoholproblem). Schwungvolll geschrieben und gut beobachtet!
Nur keine Weihnachtshektik: Die besten Last-Minute-Geschenke
Foto: Zola Berlin für The Good Bling
Jaja, die meisten wünschen sich “nichts” oder “nur Zeit”; wer dennoch Spaß am Verschenken von schnöden, materialistischen Gaben hat, findet in diesem Guide garantiert noch Last-Minute-Geschenke für Friends und Family:
Für alle, die einen Hang zu shiny new things haben: Diese schönen Schmuckstücke kommen noch pünktlich vor Weihnachten an: Kette “Love Lock” (s. Foto) von The Good Bling; Gravur-Plättchen-Kette Hedi von The Siss Bliss; Cloud-Diamant-Ohrstecker von Vieri; Gliederarmband für Männer von Wempe. Oder: Ihr macht einen Termin für und mit euren Liebsten für eine Schmuckberatung aus, zum Beispiel bei Attrē (die Gründerin Maria habe ich euch kürzlich hier im Interview vorgestellt).
Für alle, die an Weihnachten sentimental werden: “Best of 2023”-Fotobuch erstellen mit Once Upon (wird superschnell geliefert!); Briefpapier-Mappe von Rössler (zum Verschenken oder natürlich Weihnachtsbriefe-Schreiben); Bilderrahmen von Lambert (Lieblingsfoto mit der beschenkten Person rein, fertig)
Foto:
Für alle, die Make-up weder feministisch noch antifeministisch finden, sondern schlicht Spaß dran haben (mehr dazu hier): Lippenstift von CTZN Cosmetics (bester Ton: Red Laal); Mix & Match Make-up-Set zum Selberzusammenstellen von Kess Berlin; “Here you glow”-Schminkkoffer von Loni Baur
Für Männer, bei denen sich die Wünsche seit dem 13. Lebensjahr nicht verändert haben: Motorrad BMW 1000 RR von Lego Technic; Outdoor-Messer* as seen on “7 vs Wild” von Wolfgangs; Akku-Schrauber von Bosch; Drohne* DJI Mini 4 Pro mit 4K-Kamera
Für alle, die zu viel Screentime mit mehr Real-Life-Aktivitäten entgegenwirken wollen: 1000-teiliges Puzzle* “The World of Jane Austen”; Pickle-Ball-Starter-Set* für vier Leute; Brettspiel* “Dorfromantik” (Spiel des Jahres 2023!); Set zur Kristall-Züchtung*.
Foto: Rauhnächte-Set von DeusDeus.
Für Yogis und alle, die sich wirklich ganz, ganz fest vorgenommen haben, im neuen Jahr mehr Zen und Achtsamkeit spüren zu wollen: Kork-Yogamatte mit Baumwoll-Tragetasche von Maatï Maatï; Reflexions-Tagebuch Betterday über feeling hale; Rauhnächte-Räucherstäbchen-Set von DeusDeus
Für alle, die sich nützliche Dinge für die Wohnung nie selbst kaufen: Wolldecke fürs Sofa über Westwing; Henssler-Kochtopf (super für faule One-Pot-Gerichte!); Bettwäsche von Estella (hält ewig); Regenbogen-Fußmatte von Ikea; Geschirr-Set von Motel a Mio
Für alle, die mehr Abenteuer an der frischen Luft erleben wollen: Windjacke von LaMunt; pastellfarbene Outdoor-Brille* von Bliz; sich selbst öffnendes Zelt* von Armflip; Wanderrucksack Abisko mit 45-Liter-Volumen von Fjällräven; E-Gravel-Bike von Rose Bikes
Für alle, die sich weiterbilden wollen (kann man sich auch gut selbst schenken!):
Ziele erreichen, wiiiie geht das?? Autorin und Beraterin Isabell Prophet erklärt’s in ihrem Kurs “Fokus finden” (5 Sessions bis April 2024). Isabell hat mir in diesem Jahr sehr bei meiner Selbständigkeit und der Arbeit an diesem Newsletter weitergeholfen, kann ich euch also wärmstens empfehlen!
Wer beruflich schreibt, sollte sich mal die Masterclasses von Anne-Kathrin Gerstlauer anschauen (kennt ihr vlt. vom Newsletter Texthacks), besonders cool und hilfreich finde ich den Kurs “Digitale Meetings moderieren”
Endlich Themen angehen, die man schon lange vor sich herschiebt: Im Weiterbildungsangebot Klub House vom Frauennetzwerk Her Klub findet man digitale Kurse vom “Healthy Kickstart” (2024 coming soon…) über Finanz-Weiterbildung bis zu Auftritts-Coachings. Gibt’s auch als Geschenk-Karte.
Shop responsibly ❤️
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